Influencer-Marketing für bessere Bewertungen: Tipps und Risiken

Sebastian Membrez
5 min Lesezeit
6. Nov. 2025

Die Markenkooperation mit Content-Erstellern eignet sich, um mehr echte Bewertungen zu sammeln. Denn Vertrauen und Reichweite führen zu Käufen. Aber: Es gibt klare Spielregeln. In diesem Beitrag haben wir die wichtigsten Tipps und Risiken kompakt zusammengetragen, damit Ihre Kampagnen wirksam und rechtssicher laufen.

Was ist Influencer-Marketing für Rezensionen?

Anders, als vielleicht vermutet, geht es hier nicht um bezahlte Reviews. Creator machen Ihr Angebot sichtbar und glaubwürdig. Die Kunden testen selbst und bewerten im Anschluss aus freien Stücken. Der Hebel liegt in der Customer Journey: Influencer-Content macht neugierig. Landingpage und Angebot überzeugen und sogenannte After-Sales-Touchpoints (beispielsweise Dankesmail mit rechtssicherer Bitte um Feedback) senken die Hürde zur Bewertung. 

Wichtig ist die Trennung von Kooperation und Rezension. Der (bezahlte) Influencer darf nur Ihren Artikel vorstellen, Vorteilsaktionen kommunizieren und seine ehrliche Meinung sagen. Die späteren Kundenbewertungen entstehen unabhängig davon. Ohne Gegenleistung, ohne Vorgaben und ohne Druck.

Recht und Kennzeichnung

Transparenz ist Pflicht. Jede bezahlte oder anderweitig vergütete Zusammenarbeit gilt als Werbung. Und muss als solche klar erkennbar sein. Das gilt für Beiträge, Storys und Videos gleichermaßen. Unabhängig von Form, Plattform und Reichweite.

Generell gilt:

  • Am Anfang des Contents muss gut sichtbar eine Kennzeichnung erfolgen. In der gleichen Sprache wie der Beitrag selbst.

  • Ziehen Sie eine Trennlinie zwischen Kooperation und Rezension. Das heißt, dass Sie mit dem Influencer keine Gegenleistung für gute Bewertungen vereinbaren.

  • Gutscheine, Rabatte oder Gewinne dürfen nicht an ein Feedback gekoppelt sein. Erlaubt ist lediglich eine neutrale Bitte um ein Review.

  • Die Plattformen verbieten bezahlte Rezensionen. Ein Verstoß führt zu Löschungen oder Kontosperrung.

  • Beachten Sie den Datenschutz, wenn Sie Kundendaten sammeln. Das heißt: Double Opt-in für E-Mail, klare Hinweise auf Widerruf, speichern Sie nur notwendige Daten.

So kennzeichnen Sie richtig

  • Direkt am Anfang des Posts „Werbung“ oder „Anzeige“ schreiben.

  • In Storys die Kennzeichnung in jeder Sequenz. Groß genug und sichtbar einblenden.

  • In Videos sollte die Kennzeichnung mündlich und schriftlich erfolgen.

  • Affiliate-Links zusätzlich mit „Affiliate-Link“ oder „Provisions-Link“ kenntlich machen.

Modelle der Zusammenarbeit

UGC als Service, bezahlte Creator-Inhalte für Ihre Kanäle

Bei diesem Format produziert ein Dienstleister/Creator Content für Sie nach Vorgabe. Diesen veröffentlichen und kontrollieren Sie auf Ihren Kanälen bzw. Plattformen. 

Vorteil: Die Nutzungsrechte liegen bei Ihnen; verschiedene Versionen für unterschiedliche Formate sind möglich; Sie bestimmen den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Bezahlte Beiträge auf dem Kanal des Influencers

Die Reichweite der Posts und die erreichte Zielgruppe sind abhängig vom Creator.

Vorteil: Schnelle Sichtbarkeit; messbare Peaks; 

Nachteil: Eingeschränkte Kontrolle über Kommentare und Community-Dynamik auf dem fremden Kanal.

Produktsampling

Bei diesem Modell schicken Sie kostenlose Muster, der Influencer entscheidet eigenständig über die Berichterstattung. 

Vorteil: Eine hohe Glaubwürdigkeit, häufig gefolgt von einem ehrlichen Feedback.

Nachteil: Keine Garantie auf verwertbaren Content; geringe Planbarkeit.

Affiliate und Gutscheincodes (ohne Review-Kopplung)

In diesem Fall erhält der Creator einen Tracking-Link oder Code, den er nach Absprache in Beiträgen oder Videos veröffentlicht. Bei Käufen erhält er eine Provision. 

Vorteil: Die Aktion ist messbar und risikoarm. 

Wichtig: Legen Sie vorab Limits und Laufzeiten fest.

Ambassador-Programm, längerfristige Partnerschaft

Optimal geeignet, wenn Sie gerade Ihre Marke oder Vertrauen aufbauen wollen. Die Zusammenarbeit geht über mehrere Monate hinweg. Es gibt feste Content-Slots und Events. 

Vorteil: steigende Konversion

Live Shopping und Events

Creator moderieren Live-Sessions, online oder offline. 

Vorteil: Hohe Interaktion, direkte Verkäufe.

Nachteil: Live ist unplanbar. Machen Sie einen Probelauf; legen Sie Moderationsrichtlinien fest.

Risiken und Stolperfallen

1. Verdeckte Werbung

Wenn Ihre Kooperationen nicht klar als Werbung gekennzeichnet sind, ist das unlauter (UWG). 

Mögliche Folgen: Abmahnungen, Bußgelder, Vertrauensverlust. 

Regel: Kennzeichnung immer sichtbar anbringen, eindeutig, in derselben Sprache wie der Beitrag.

2. Verstoß gegen Plattformregeln

Google, Amazon & Co. verbieten bezahlte Rezensionen. Wer trotzdem „Rabatt gegen Sterne“ gewährt, riskiert Löschungen, Kontosperren und unter Umständen eine negative Online-Reputation.

3. Gekaufte oder gesteuerte Reviews

„Nur positiv“, „mind. 4 Sterne“, „Formulierungsvorgaben“ → all dies ist absolut tabu. Das Ganze zerstört Glaubwürdigkeit und kann unter Umständen rechtliche Folgen haben. Erlaubt ist nur eine neutrale Bitte um Feedback nach einem echten Kauf.

4. Falscher Creator-Fit

Unpassende Zielgruppe, fehlende Glaubwürdigkeit oder kontroverse Historie führen schnell zu Gegenwind bis zum Shitstorm. Prüfen Sie vorab: Werte, Tonalität, vergangene Kooperationen, Kommentarspalten, Zielgruppe.

5. Schlechte Briefings und fehlende Rechte

Unklare Botschaften, fehlende Freigaben oder offene Nutzungsrechte können in Ärger enden. Oder aber in Content, den Sie nicht verwenden können.  Regeln Sie deswegen Deliverables, Lieferfristen, Korrekturschleifen, Nutzungsdauer, Kanäle, Paid-Ads-Rechte. 

6. Datenschutzverstöße

Zum Versenden von E-Mails an Ihre Kunden brauchen Sie eine Einwilligung (Double-Opt-in), und klare Hinweise auf Widerruf. Ansonsten können diese Verstöße gegen die DSGVO Geld und Vertrauen kosten.

7. Abhängigkeit von Einzelpersonen

Wenn ein Gesicht ausfällt oder negativ auffällt, steht die komplette Kampagne still. Streuen Sie deswegen Risiken: Verteilen Sie die Aktion auf mehrere Creator, setzen Sie auf wechselnde Formate und stärken Sie eigene Kanäle. 

8. Blindflug bei den Kennzahlen

Ohne sauberes Tracking bleibt unklar, was wirkt. Richten Sie deswegen UTM-Parameter ein, erstellen Sie eine Landingpage und halten Sie den Post-Purchase-Ablauf ein. Messen Sie auch Reichweite, Klicks, Käufe, Review-Rate und die Stimmung der Rezensionen. 

9. Rabattcodes im Umlauf & schrumpfende Marge

Gutscheincodes können rasch in Schnäppchen-Foren landen. Das kostet Umsatz und verwässert, woher Verkäufe wirklich kommen. Gegenmaßnahmen: feste Laufzeiten, Höchstgrenzen pro Code, individuelle Codes je Creator, klare Regeln für Stornos und Rückgaben.

10. Live-Risiken

Live-Shopping ohne Moderationsleitlinien wird schnell chaotisch. Falsche Aussagen, überzogene Versprechen oder unklare Retourenregeln können Beschwerden nach sich ziehen. Deswegen gilt: Machen Sie einen Probelauf; legen Sie Moderationsrichtlinien fest; planen Sie einen Krisenverlauf. 

Tipps in Kürze

  • Creator passend zu Ihrer Zielgruppe wählen

  • Vertrag aufsetzen, in dem etwa Deliverables, Nutzungsrechte und Kennzeichnung geregelt werden.

  • Klare Vorgaben und Freigabeschleifen verfassen.

  • Werbung eindeutig kennzeichnen.

  • Keine Vorteile für Rezensionen anbieten, nur neutrale Bitte um Feedback nach Kauf. 

  • Tracking einrichten

  • Rabattcodes schützen

  • Datenschutz beachten

Fazit

Richtig eingesetzt kann Influencer-Marketing Ihnen dabei helfen, mehr positive Rezensionen zu erzielen. Denn Vertrauen, Reichweite und gute Inhalte führen zu echten Käufen. Entscheidend sind jedoch eine klare Kennzeichnung, saubere Verträge, passende Influencer und eine neutrale Bitte um ehrliches Feedback.

Fragen & Antworten